Rentenmärkte unter Druck
Nicht selten beeinflussen Erwartungen die Märkte. Etwa die auf weitere Leitzinssenkungen in den USA. Unerwartet positive Konjunkturdaten jedoch veranlassten die Märkte, ihre Erwartungen wieder teilweise zurückzuschrauben. Zum Leidwesen der Rentenmärkte.
Der Oktober war ein durchwachsener Monat an den Aktienmärkten und regelrecht unerfreulich für die Rentenmärkte. Der deutsche Aktienindex DAX gab um -1,28% nach. Der breite europäische Aktienindex Stoxx Europe 600 verlor -3,35%. In den USA konnten der S&P 500 um 1,62% und der Technologie-Index Nasdaq 100 um 1,76% zulegen. Der Nikkei-Index aus Japan büßte dagegen um -0,51% ein. Insgesamt stiegen weltweite Aktien, gemessen am MSCI World Index, um 0,70% – alle Index-Angaben auf Euro-Basis.
Unter dem Eindruck der in den USA eingeleiteten Zinswende standen die US-Konjunkturdaten im Fokus der Märkte. Und die überraschten zum Teil positiv: Der US-Arbeitsmarkt erwies sich als robust mit wieder mehr neugeschaffenen Jobs als im August und September und einer sinkenden Arbeitslosenquote. Zudem stieg der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen unerwartet deutlich von 51,5 auf 54,9 Punkte, was auf Expansion hindeutet. Mit den besseren konjunkturellen Aussichten schraubten die Investoren jedoch auch ihre Erwartungen auf weitere schnelle Leitzinssenkungen seitens der US-Notenbank (Fed) zurück.
Die US-Inflationsdaten bestärkten diese Entwicklung noch. Zwar ging die Inflationsrate im September auf 2,4% (Vormonat: 2,5%) zurück, aber die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) stieg von 3,2% auf 3,3% - Daten jeweils gegenüber dem Vorjahr. Die reduzierten Leitzinserwartungen setzten vor allem die Rentenmärkte unter Druck. Hinzu kamen die zunehmend besseren Aussichten für einen republikanischen Wahlsieg sowohl bei den US-Präsidentschafts- als auch bei den Kongresswahlen, was die Wahrscheinlichkeit steuerpolitischer Stimuli in den USA erhöhen würde. In der Folge erlebten die Rentenmärkte ihren größten Monatsverluste seit September 2022. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stiegen um 52 Basispunkte auf 4,30% und die 2-jähriger US-Treasuries um 54 Basispunkte auf 4,18%.
In Europa verloren die Staatsanleihen zwar auch, aber deutlich weniger an Boden. 10-jährige deutsche Staatsanleihen rentierten mit 2,39% um 27 Basispunkte höher und 2-jährige mit 2,26% um 19 Basispunkte. Ausschlaggebend dafür war zum einen die (allgemein erwartete) Leitzinssenkung der EZB um 25 Basispunkte auf 3,25% und zum anderen die weiterhin rückläufige wirtschaftliche Entwicklung. Der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe des Euroraums stieg zwar im Oktober marginal von 49,6 auf 49,7 Punkte, verharrt damit aber im kontrahierenden Bereich unter dem Schwellenwert von 50 und signalisiert damit weiterhin keine konjunkturelle Wende zum Positiven. Entsprechend rechnen die Investoren mit weiteren Leitzinssenkungen der EZB.
An den Aktienmärkten machten sich über die konjunkturellen Erwartungen hinaus mit dem Konflikt Iran/Israel geopolitische Spannungen bemerkbar, und enttäuschende Zahlen der großen Technologiewerte führten gegen Ende des Monats zu einem spürbaren Kursrutsch. Der Preis für die Feinunze Gold jedoch erreichte ein weiteres Allzeithoch und stieg – als gefragter „sicherer Hafen“ und in einem Umfeld sinkender Realzinsen – gegenüber dem Vormonat um 4,15% auf 2.743,97 US-Dollar.
Die asiatischen Aktienmärkte entwickelten sich im Oktober mehrheitlich negativ, vor allem China und Indien. In China sind die offiziellen Einkaufsmanagerindizes jedoch jüngst gestiegen, vor allem der Index für das verarbeitende Gewerbe übersprang mit 50,1 erstmals seit April wieder die Marke von 50 Punkten. Das könnte darauf hindeuten, dass die geld- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen langsam zu greifen beginnen.
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